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LEY SECA und die Quarantäne

Für die UNO und die WHO ist Panama das absolute Musterland, wenn es um die Bekämpfung von Corvid-19 geht. Panama ist auch das Drehkreuz für die Hilfslieferungen der WHO in die umliegenden Länder, was medizinisches Gerät und Medikamente betrifft. Das Land funktioniert während des Shut—Down tadellos, die Intensivbettenkapazität wurde nie über 60% ausgelastet, die Supermärkte sind voll, das Internet schnell und es gibt ein Moratorium für fast sämtliche Zahlungen wie Miete, Telefon, Elektrizität, Ratenkredite usw. Die Bevölkerung steht zu 99% hinter den Massnahmen der Regierung und befolgt sie in einer Disziplin, die sich die Regierenden in Deutschland oder der Schweiz nur erträumen würden.


Wir sehen das Ganze etwas anders. Und es gibt ein Gesetz, was nicht nur die hier lebenden Deutschen stört, sondern auch eine ganze Menge Panameños: Das LEY SECA. Im Englischen soviel wie PROHIBITION oder in deutsch: SITZ AUF DEM TROCKENEN. In ihrem Willen, schnell und konsequent auf die von der WHO proklamierte Bedrohung zu reagieren, hat diese Regierung wohl noch einen draufsetzen wollen und hat den Verkauf und den Genuss von Alkohol verboten. Die Begründung? Alkohol schwächt die Abwehrkräfte und würde während der Sondersituation der Quarantäne zu häuslicher Gewalt führen.



Damit ist Panama während dieser „Coronakrise“ wohl das einzige nicht-muslimische Land, welches ein Niveau an Besorgnis für „seine Schäfchen“ zeigt, dass es selbst manchen von diesen zuviel ist. Natürlich nicht Bevormundung genug, dass man deswegen auf die Strasse gehen würde, aber nein! Man beklagt es, aber auch nur wenn man danach gefragt wird, trinkt eventuell beim Nachbarn mit oder zahlt etwas mehr auf dem Schwarzmarkt. Und da der Panamaer ein sehr gläubiger Mensch ist, hofft er auf ein baldiges Ende dieser Situation.

Dieses Ende des Ley seca wurde nun am Mittwoch, den 5. Mai, eingeläutet. Der Vize-Gesundheitsminister verkündete, dass man ab Freitag den Verkauf wieder freigeben werde, wenn auch limitiert auf 6 Bier pro Person. Diese freudige Nachricht hat so manch einen veranlasst, seinen letzten Tropfen für Notfälle zur Feier des Abends zu leeren. Doch was liest man in den folgenden zwei Tagen in den Zeitungen? Die politische Vertretung der Landgemeinden hat umgehend eine Erklärung abgegeben, dass sie gegen eine Lockerung dieses Gesetzes ist. Einzelne Bürgermeister waren sogar so eifrig, dass sie gleich am Folgetag ein Dekret erlassen haben, dass in „ihrer“ Gemeinde das Ley Seca für mindestens einen weiteren Monat gilt. WOW.


Arme Panamaer, die jetzt keinen Vorrat mehr haben oder nicht in Panamastadt leben wie wir. Andererseits: Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient. Und andererseits: Das ist es ja gerade auch, was wir Europäer an den Panamaern so lieben: Ihre freundliche, demütige, friedliche Art, auch und gerade uns Europäern gegenüber. Nur dass eben ihre Leidensfähigkeit und endlose Geduld (vielleicht auch Bequemlichkeit?) die Quarantänemassnahmen in die Länge zieht, während in Deutschland schon längst das halbe Volk auf der Strasse wäre und sich ihre Freiheit zurück geholt hätte.


Ich mach jetzt Schluss. Das kühle Bier wartet. Ihr wisst jetzt, was das LEY SECA ist, und warum nur das vorbildliche Panama diese zusätzliche Art der „Virusbekämpfung“ anwendet.


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